Als erstes möchten wir uns entschuldigen, dass es jetzt doch so lange gedauert hat, bis wir uns mit weiteren Informationen über den Prozess zu dem rassistischen Übergriff auf Mike melden.
Das lag daran, dass sich einfach nichts getan hat. Mike hat mit dem Anwalt zwei mal Widerspruch gegen die Einstellung des Verfahrens gestellt. Zweimal wurde er abgewiesen. In Abstimmung mit Mike und der Leuchtlinie haben wir uns dazu entschieden nicht weiter juristisch in diesem Fall vorzugehen. Die mögliche Strafe für den Angreifer ist im Vergleich für den Aufwand und die Belastungen insbesondere für Mike nicht mehr in einem Verhältnis, dass es für uns für sinnvoll erscheint. Gemeinsam wollen wir aber weiter daran arbeiten eine Gegenöffentlichkeit zu schaffen um darzulegen, dass im Besonderen das Gericht in diesem Prozess die Tragweite von rassistischen Übergriffen leider nicht versteht. Für Mike und und andere Opfer rassistischer Gewalt ist es ein Schlag ins Gesicht zu hören, dass dieser Fall eingestellt wird, weil das Gericht meint es gäbe einen mangel an öffentlichem Interesse, weil die rassistische Tatmotivation leider nicht bewiesen werden kann. Das Gericht beruft sich darauf, dass der Vorwurf der rassistischen Äußerungen nur auf Mikes Aussagen beruhen und bei dem Übergriff leider nicht zu sehen ist, wer als erstes eine aktive Handbewegung in die Richtung des anderen macht.
Was zu sehen ist und bei unserer Argumentation nicht beachtet wurde, ist, dass der Angreifer erst an Mike vorbei läuft, hätte weggehen können, aber zurück kommt und auf Mike einschlägt. Dabei ist der Angreifer bei weitem der aktivere Part und Mike, mit noch stehend auf dem Fahrrad versucht sich zu schützen. Dazu nimmt Mike die Arme nach vorne und versucht den Angreifer von sich wegzuhalten. Erst durch eingreifen Anderer wird der Angreifer gestoppt.
Die rassistischen Äußerungen sind auf dem Video ohne Ton natürlich nicht zu hören, aber wurden wohl von mehreren Umstehenden, die sich an Mike wandten, gehört. Leider hat die Polizei es nicht für nötig empfunden diese Zeugen zu befragen, sondern eine Straßenbahnfahrerin, die leider die Situation nur sehr verkürzt mitbekommen hat und den Freund des Angreifers sowie den Angreifer selbst, die nachweislich falsche Aussagen tätigten.
Wir sind enttäuscht, dass trotz der Aufmerksamkeit die Rassismus in dem letzten Jahr in den Medien bekommen hat, leider in diesem Fall nicht sensibler mit dem Übergriff umgegangen wurde. Die Tatsache, dass die Polizei ankommt, nach Erzählungen den Angreifer, der als Waldhof Fan zu erkennen war, als erstes nach dem Spielergebnis befragt sowie Mikes Aussage in drei Sätzen aufnahm und sich nichtmal ansatzweise Mühe gaben ihn zu verstehen oder eine*n Dolmetscher*in hinzuzogen, sind für uns konkrete Ausdrücke des Rassismus, der unsere Gesellschaft strukturell durchzieht. Wir werden versuchen weiter dagegen zu kämpfen und auch wenn wir Mike in diesem Fall nicht juristisch helfen konnten, ist er dankbar für die Unterstützung, die er auch erfahren hat.
Durch Spenden vieler konnten wir die Anwaltskosten relativ schnell decken, alle Spenden die darüber hinaus eingegangen sind (100 €) leiten wir an die Leuchtlinie weiter, die Mike nicht nur mit Beratung und Expertise unglaublich unterstützte, sondern diesen Fall trotz verwehrter juristischer Aufarbeitung weiter als rassistischen Übergriff in ihrer Statistik führen. Mike und wir wollen allen Danken, die mit Spenden dazu beigetragen haben, dass wir es wenigstens Versuchen konnten vor Gericht zu ziehen und so zumindest ein bisschen Einblick in das polizeiliche Vorgehen bekommen haben, sowie bestätigt bekommen haben, dass das viel gepriesene neue Kamerasystem eben sowohl keine Übergriffe verhindert, als auch nicht geholfen hat ihn aufzuklären. Falls ihr mehr erfahren wollt oder diese Geschichte durch verschiedene Medien nochmal aufgreifen wollt, wären wir froh und sind dafür erreichbar.